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Hundeernährung mal einfach

Der 5-Punkte-Check: So finden Sie die richtige Tiernahrung für Ihren Vierbeiner

Seit gut zehn Jahren biete ich u. a. eine Ernährungsberatung für Hunde und Katzen an. In dieser Zeit hat die Fütterung speziell von Hunden einen großen Wandel erfahren. Immer neue Angebote von Hundeernährungsprodukten, insbesondere der Großkonzerne wie z. B. Nestlé und Mars, drängen auf den Markt.

Die Tiernahrungsangebote werden dabei immer spezieller. Es gibt Angebote für erwachsene Tiere (Adults), Senioren und Welpen, für große und kleine, schwarze und weiße Hunde. Hundenahrung wird auch für bestimmte Rassen angeboten oder bei bestimmten gesundheitlichen Problemen z. B. der Nieren oder bei Allergien. Und nicht zuletzt gibt es von der Futtermittelindustrie „Hilfsangebote“, dieses oder jenes Produkt gegen Übergewicht in den Fressnapf unserer Hunde zu füllen.

Die bekannte Tierärztin Dr. med. vet. Jutta Ziegler sagt in ihrem Buch “ Hunde würden länger leben, wenn…“ dazu:

„Stellen Sie sich vor, Sie kämen in einen Supermarkt und stünden vor einem Produkt, auf dem es hieße „Nur für Menschen unter 50 Jahre“…oder „Nur für blondhaarige Personen“, oder „Nur für hellhäutige Skandinavier“… . Sie würden sich mit Sicherheit geneppt fühlen. In der Tierfutterindustrie scheint das aber der Renner schlechthin zu sein. Diese “ Spezialfutter“ zugeschnitten auf verschiedene Rassen mit sogenannten „speziellen Bedürfnissen“ sind eine reine Erfindung der Futtermittelindustrie“… .

Im Zuge einer „back to the roots“- Bewegung erhitzte lange Zeit das Thema „B.A.R.F“ die Gemüter der Hundeliebhaber. Der Hype hat sich nach meinem Eindruck deutlich gelegt und ist der Erkenntnis gewichen, dass die Rohfütterung längst nicht für jeden Hund geeignet ist und darüber hinaus dem Menschen, der sie praktiziert, einiges , an Know-how und Spaß am Rechnen abverlangt, und ja, geruchsempfindlich sollte man auch nicht sein.

Diese Art der Ernährung von Hunden oder auch Katzen heißt BONES AND RAW FOOD und bezeichnet zunächst übersetzt die Fütterung mit Knochen, rohem Fleisch und Gemüse. Diese Ernährungsform unserer Lieblinge klingt einfach, was dazu führte, dass eine ganze Reihe von Hundebesitzer:innen learning by doing praktizierte und munter loslegte. Das ging nicht selten gewaltig nach hinten los, Stichwort Fehl- bzw. Mangelernährung (s. dazu u. a. Tierärztin Dr. Silvia Knop, www.tierarzt-schmitten.de). Da das Thema „Barfen“ sehr komplex ist hat es verdient, gesondert besprochen zu werden.

Die Angebote an Hundefutter sind zahlreich, die Qualität Produkte ist für den Hundebesitzer:in schwer bis gar nicht zu beurteilen. Wer die Wahl hat die Qual, und da eine hübsche Dose oder ein farbenfroher Futtersack noch nichts über Qualität des Inhalts sagen, braucht es zuverlässigere Maßstäbe. Die erste Frage, die wir uns stellen sollten, lautet: Was ist drin?

Checkpunkt 1: Die Deklaration, ein Buch mit sieben Siegeln?

Die Liste der Versprechen, was der Tierbesitzer:in bzw. sein Tier erfahren wird, wenn er dieses oder jenes Produkt wählt, ist lang: „Hundefutter der Zukunft“, „Feine Bissen“, „Unterstützen Sie Ihren Hund (durch den Kauf dieser Tiernahrung) dabei, gesund und vital zu bleiben“, „Gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe“ , „Kennerfleisch“ usw.

Wer als Hundehalter:in einen Blick auf das Etikett des Produkts wirft, für das er oder sie sich interessiert, ist meist erst einmal verwirrt und in der Regel auch überfordert: Da ist u. a. von Zusatzstoffen, Alleinfuttermittel, Fütterungsempfehlung und Feuchtigkeit die Rede, aber auch von Rohasche und Rohfaser. Uns Verbraucher sollten zumindest die vier erstgenannten Begriffe vertraut sein bzw. werden, denn sie geben uns wertvolle Hinweise auf den Inhalt der Verpackungseinheit.

Wichtig zu wissen ist, dass nach geltendem EU-Recht nicht alles auf dem Etikett stehen muss, was „drin“ ist. Habe ich also einen Hund, der nicht alles verträgt brauche ich eine sogenannte „Volldeklaration“, um die Inhaltsstoffe prüfen zu können. Ein Tiernahrungsproduzent, der die Inhaltsstoffe seines Produkts vollständig auf dem Etikett aufführt, führt die Prozentangaben ohne Klammern auf.

Finde ich auf der Dose die Prozentangaben in Klammern z. B. Lamm (80 %) heißt das: Der Lammanteil an dem gesamten Fleischanteil beträgt 80 %. Ein Produkt darf als Fleischprodukt verkauft werden, wenn der gesamte Fleischanteil in der Dose wenigstens 4 % ! Fleisch enthält. Nur von diesen 4 % Fleisch in der gesamten Dose sind also in unserem Beispiel 80 % Lammfleisch. Gut zu wissen, finde ich.

Die Hundenahrung, die wir täglich füttern, sollte eine ausgewogene Mischung sein, die den Bedarf des Tieres erfüllt, den Hund also mit allen notwendigen Nährstoffen, Mineralstoffen und Vitaminen versorgt. Im Handel trägt sie die Bezeichnung Alleinfuttermittel im Gegensatz zum Ergänzungsfutter.

Checkpunkt 2: Trockenfutter versus Nassfutter

Die Entscheidung für oder gegen Trocken- oder Nassfutter ist inzwischen fast ebenso eine Glaubensfrage wie das Thema B.A.R.F. Keine Frage, jede Fütterung hat ihre Vor- und Nachteile. Aber, man kann es kurz machen: Trockennahrung hat einen wesentlichen Nachteil: Sie ist trocken!

Trockenfutter ist nichts Natürliches, es ist eine Erfindung und ein Produkt der Industrie! Zugegeben, es ist praktisch. „Wie füttern Sie Ihren Hund“, fragte ich anlässlich der bevorstehenden Betreuung einer liebenswerten Hündin und erfuhr: „Ach, nehmen Sie einfach drei Hände voll aus dem großen Futtersack dort.“

In unserem oft hektischen Alltag ist Zeitersparnis für viele Menschen alles, und mir wurde als Argument für eine ausschließlich trockene Fütterung darüber hinaus auch schon der Ekel vor dem Geruch des Doseninhalts und das Herausquellen desselben genannt. Diese Einwände gegen Nassfutter sind menschlich verständlich, aber vielleicht bei der Abwägung aller Argumente als nachrangig einzustufen, denn an erster Stelle sollte doch die Gesundheit unseres Hundes stehen, oder?

Eine Tier-Osteopathin sagte mir jüngst, sie könne es bei jedem einzelnen Patienten fühlen, ob der jeweilige Hund trocken oder nass ernährt wird . Wie ist das möglich?

Nachvollziehbar wird dies, wenn wir uns vergegenwärtigen, dass wir für eine Hand voller Trockenfutter neun(!) Hände Wasser brauchen, um es auf die sogenannte Beutefeuchtigkeit zu bringen, also in den Zustand, den das Nassfutter bereits beim Öffnen der Dose hat.

Trockenfutter wird im Plastiksack verkauft, das ist nicht so toll für die Umwelt, und es muss konserviert werden, u. a., um Bakterien, Schimmel u. ä. am Entstehen zu hindern. Verbraucher möchten zu Recht keine Konservierungsstoffe in der Tiernahrung, denn sie sind belastend für die Tiergesundheit.

Auf Grund dieses Konflikts haben sich die Hersteller etwas einfallen lassen müssen und herausgefunden, dass das Haltbarmachen prima klappt mit z. B. Vitamin A in hohen Dosen, aber: Vitamin A ist in großen Dosen schlecht für das Skelett, welches Verknöchern kann. Doch auch Ameisensäure, Zitronensäure und Kupferverbindungen werden verwendet. Verdauungsbeschwerden, Hautreaktionen bis hin zu Zellschäden oder gar toxische Wirkungen können die Folge sein.

Trockenfutter enthält in der Regel einen hohen Getreideanteil. Zwar sind Hunde keine reinen Fleischfresser, wie die Katze, sondern Fleisch-Allesfresser, sogenannte Carni-Omnivoren. Bei Hunden mit empfindlicher Verdauung, wie bei meinem Hund Max kommt es nicht selten schnell zu Unverträglichkeiten, gerne auch zu Durchfall, der sich nur schlecht wieder „abstellen“ lässt und meist zudem eine Verstopfung der Analdrüsen nach sich zieht.

Futterkroketten krümeln im Maul und diese Krümel setzen sich wie Keksreste in die Zahnzwischenräume. In den Zahnzwischenräumen entsteht mit der Zeit häufig Karies. Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass die Zähne des Tieres mit Trockenfutterkroketten gesäubert werden würden. Sie putzen sich Ihre Zähne doch auch nicht mit einem Keks, oder?

Checkpunkt 3: Lebensmittelqualität

Noch vor einigen Jahren war die Lebensmittelqualität in der Tiernahrung etwas Besonderes. In zwischen gibt es eine Reihe von Herstellern, die diese Qualität anbieten. Dieser Begriff meint, dass die verwendeten Rohstoffe für den Lebensmittelbereich zugelassen sind und auch als Nahrung für den Menschen geeignet sind, im Gegensatz zu z. B. Schlachtabfällen, Federn, Füßen usw., die sonst in Tiernahrung zu finden sind.

Checkpunkt 4: Zusatzstoffe

Zur Beantwortung der Frage was drin ist im Futter müssen wir auch einen Blick auf die Liste der Zusatzstoffe werfen. Chemische Farbstoffe, Lockstoffe, Geruchs- und Geschmacksstoffe und Konservierungsstoffe haben in einer natürlichen, artgerechten Nahrung meiner Meinung nach nichts zu suchen, sodass sich ein besonders aufmerksamer Blick auf die Banderole der Dose lohnt! 👀 Häufig werden der Hundenahrung auch Vitamine hinzugesetzt. Dies ist in der Regel überflüssig, denn Hunde und Katzen können die von ihnen benötigten Vitamine selbst herstellen, sogar Vitamin C. Eine Zufuhr von Vitaminen kann erforderlich sein, wenn das Tier krank oder alt ist, aber dann sollte der Bedarf zuvor tierärztlich festgestellt werden.

Checkpunkt 5: Die Fütterungsempfehlung

Es gibt gelegentlich Aufkleber, die uns vor Rätsel stellen und nicht restlos klar erkennen lassen, welchen genauen Inhalt die Dose oder der Futterbeutel hat.

Zunächst würde ich dazu raten, ein solches Produkt wegen unklarer bzw. irreführender Deklaration nicht zu kaufen. Bei diesen und bei allen anderen Tiernahrungsprodukten ist aber ein Blick auf die Fütterungsempfehlung in der Regel sehr aufschlussreich.

Futterdose

Die Hersteller sind rechtlich verpflichtet, dem Verbraucher eine klare Empfehlung zu geben und dürfen hier nicht besonders große Mengen hinschreiben, nur um ordentlich Kasse zu machen, sondern sind zu wahrheitsgemäßen Angaben verpflichtet. Wenn wir auf einer 800 g Dose Hundenahrung für einen z. B. mittelgroßen Hund eine Fütterungsempfehlung von 1600 g täglich finden wissen wir, das Produkt ist minderwertig, denn diese große Menge kann der Vierbeiner nicht fressen . Hände weg von einer solchen „Tiernahrung“!

Mein Weg

Ich habe mit meinem Hund Max einen darmempfindlichen Vierbeiner zu Hause und die ersten zwei Jahre eine Reihe verschiedener Hundefutter ausprobieren müssen, trockenes wie nasses, teures und günstiges (nein, keine ganz billigen Produkte), Produkte bekannter Hersteller und auch no name Futter.

Jeweils nach kurzer Zeit bekam unser Hund schwere Durchfälle, die auch nächtlichen Einsatz forderten . Hundeplatz und die liebste Hundefreundin besuchen, mit Dauerdurchfall ging nichts mehr! Solche Phasen sind irgendwann zermürbend, von den hohen Tierarztkosten, die durch die Behandlungen entstanden, ganz zu schweigen.

Über die berühmten zehn Ecken lernte ich damals eine „Hundefrau“ kennen, die mit einer regionalen Herstellerfirma zusammenarbeitete, deren Tiernahrung alle die Anforderungen erfüllte, die ich mir für uns wünschte:

  • Natürlich, vollwertig, chemiefrei und aus eigener Produktion
  • Fleisch und Innereien: 65 – 75 %
  • Alle Zutaten in Lebensmittelqualität, vorrangig aus der Region
  • Frei von Konservierungsstoffen, chemischen Farb-, Lock-, Geruchs- und Geschmacksstoffen sowie anderen synthetischen Zusatzstoffen
  • Frei von Tier- und Pflanzenmehlen, bei denen nicht mehr erkennbar ist, was es ist und woher es stammt.
  • Frei von Soja und Mais
  • Volldeklaration nach EU-Recht

Als aktive Tierschützerin lege ich Wert darauf, keine Waren aus Tierversuchsreihen zu kaufen. Eine Reihe von Firmen macht entweder selbst Tierversuche oder lässt sie machen und verwertet die „Ergebnisse“. (s. dazu mit weiteren Nachweisen www.mein-haustier.de. Sie werden staunen, welchen bekannten Namen Sie begegnen).

Ich möchte auch nicht, dass Tiere, die geschlachtet werden, kilometerweit transportiert werden . Mir ist es wichtig, dass das Fleisch aus der Umgebung, möglichst aus der Nähe des Werkes stammt.

Ich ernähre unseren Hund Max und seine Hausgenossin Katze Miss Dinghi mit den Menüs der Firma PETfit. Max wird im Oktober 12 Jahre alt und ist immer noch flink wie ein Wiesel, hat eine gute Figur und sein Futter schmeckt ihm, was auch wichtig ist. Was nützt das beste Futter, wenn der Hund es nicht frisst?

Miss Dinghi ist 14 Jahre alte Freigängerin. Beide habe noch alle Zähne und auch sie hält Figur.

Katze schaut aus einem Karton

Schauen Sie bei Interesse gerne einmal auf dieser Webseite den Menüpunkt  „Gesunde Ernährung“ an. Bei Fragen kontaktieren Sie mich gerne, die Kontaktdaten finden Sie auf meiner Kontaktseite.

Meine Buchempfehlung zum Thema: Grimm, Hans-Ulrich, „Katzen würden Mäuse kaufen“, auch als Taschenbuch erhältlich.

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